Pokalsensation gegen Regionalligist ZFC Meuselwitz denkbar knapp verpasst
Stefan Strauß, 07.09.2025
Mit einer mannschaftlich geschlossenen Leistung sorgte der FSV Schleiz fast für die Pokalsensation in der 2. Hauptrunde des Thüringer Landespokals. Erst im Elfmeterschießen musste man sich dem Vorjahrespokalsieger und Regionalligisten ZFC Meuselwitz geschlagen geben. (Bild: Sportfotograf Michael Ott)
1.Mannschaft : Spielbericht
2.Runde - 06.09.2025 14:00 Uhr
| FSV Schleiz | ZFC Meuselwitz | |||
![]() |
4 | : | 5 | ![]() |
| n. E. | ||||
| (1:0, 1:1, 1:1) | ||||
Aufstellung
| A. PohlC | C. Pätz (105' M. Saß) |
||
| D. Langer | J. Mendes (99' K. Ovsiannikov) |
||
| T. Sluga | O. Petzold | ||
| E. Sá | M. Berger | ||
| N. Eichelkraut | T. Schulz | ||
| L. Groh | |||
Spielstatistik
Tore
Albert PohlAssists
Joao MendesGelbe Karten
Tim Schulz, Joao Mendes, Albert PohlZuschauer
375Torfolge
| 1:0 (33') | Albert Pohl(Joao Mendes) |
| 1:1 (59') | ZFC Meuselwitz per Kopfball |
Elfmeterschießen
| 2 : 1 | Tim Sluga |
| 2 : 2 | ZFC Meuselwitz |
| Martin Berger verschossen | |
| 2 : 3 | ZFC Meuselwitz |
| David Langer verschossen | |
| 2 : 4 | ZFC Meuselwitz |
| 3 : 4 | Nicky Eichelkraut |
| ZFC Meuselwitz verschossen | |
| 4 : 4 | Albert Pohl |
| 4 : 5 | ZFC Meuselwitz |
Pokalsensation gegen Regionalligist ZFC Meuselwitz denkbar knapp verpasst
Manchmal sollte man Spielberichte erst mit einem Tag Abstand schreiben, so auch im Falle des Pokalspiels des FSV Schleiz gegen den Regionalligisten und Vorjahrespokalsieger ZFC Meuselwitz. Am gestrigen Abend schwammen vermutlich viele Schleizer im Wechselbad der Gefühle: Auf der einen Seite der große Stolz auf das Geleistete und auf der anderen Seite der Ärger über die verpasste Chance.
Denn um es vorwegzunehmen: Es war deutlich mehr drin für den Underdog in diesem Duell der ungleichen Vorzeichen! Auf dem Papier stand hier der Goliath aus Meuselwitz und der David aus Schleiz. Während die einen natürlich ihren Pokalsieg aus dem Vorjahr verteidigen wollten, so wollten die anderen das Ergebnis im Rahmen halten, denn das letzte Duell der beiden Teams endete vor drei Jahren im damaligen Landespokal-Achtelfinale mit einem krachenden 0:8.
Chefcoach Fritzsch tauschte in seiner Startelf im Vergleich zum Ligaspiel gegen Thüringen Weida auf zwei Positionen, sodass die beiden Youngster Oskar Petzold und David Langer von Beginn an auf dem Feld standen. Sein Gegenüber Georg-Martin Leopold auf ZFC-Seite nahm ebenso einige Veränderungen vor, was er im Nachgang in seinem MDR-Interview mit Belastungssteuerung und angeschlagenen Spielern begründete. Das der ZFC-Coach die Rennstädter keinesfalls auf die leichte Schulter nahm, wird durch die Tatsache bestätigt, dass er höchstpersönlich zur Gegnerbeobachtung im Spiel gegen Weida am Schleizer Fasanengarten anwesend war. Er ahnte vielleicht, was sich eine Woche später an gleicher Stelle abspielen sollte.
Denn zu keiner Zeit war im folgenden Duell ein Klassenunterschied, geschweige denn ein Zweiklassenunterschied auf dem Feld zu sehen. Der Regionalligist übernahm selbstverständlich nach Anpfiff des Unparteiischen Konrad Götze sofort das Kommando und auch den Ball, kam jedoch kaum zu Abschlusssituationen. Auf der Gegenseite brachten die Hausherren sofort ihr Herz auf den Platz, feierten sich für jede gelungene Aktion und kämpften sich so mehr und mehr und Stück für Stück in die Partie. Und mit zunehmendem Selbstbewusstsein zeigte sich die Fritzsch-Elf auch immer mal wieder offensiv.
Nach gespielten 20 Minuten stand so auf beiden Seiten jeweils ein nennenswerter Abschluss zu Buche, aber sowohl Trübenbach als auch Langer verfehlten ihr Ziel. Richtig interessant wurde es dann in Minute 33, als sich in wenigen Sekunden die Ereignisse überschlugen. Zunächst verhinderte der an diesem Tag bestens aufgelegte und zu jeder Zeit sichere FSV-Schlussmann Luis Groh die Meuselwitzer Führung mit einer Glanztat gegen David Pfeil. In der Folge gelangten die Gäste zurück in Ballbesitz, aber Joao Mendes eroberte den Ball mit einer Monstergrätsche zurück und schickte mit einem wohl überlegten Pass Torjäger Albert Pohl auf die Reise, welcher sich nicht zweimal bitten ließ und den krassen Außenseiter unter großem Jubel der 375 zahlenden Zuschauer in Führung brachte (33.).
Der amtierende Pokalsieger in der Folge zwar mit viel Ballbesitz, aber erst kurz vor dem Pausenpfiff mit einer der ganz wenigen richtig guten Möglichkeiten. Aber wieder zeigte sich Hüter Groh mit einer erneuten Wahnsinnstat gegen diesmal Theo Teßmer auf dem Posten und bewahrte somit die Führung für seine Farben. Der FSV Schleiz ging somit mit einem sensationellen 1:0 in die Pause, in welcher ZFC-Coach Leopold reagierte und Meuselwitz-Kapitän und Ex-FCCler Rene Eckhardt für Jan Halasz ins Spiel brachte.
Aber auch in Durchgang zwei änderte sich zunächst nichts am Spielgeschehen: Meuselwitz versuchte viel, kam aber nicht entscheidend vor das Schleizer Tor. Erst ein Standard nach einer gespielten Stunde brach schließlich den ZFC-Bann. Ecke von rechts, dann per Kopf vom langen Pfosten zurück an den ersten Pfosten, wo Florian Hansch goldrichtig stand und zum Ausgleich in die Maschen nickte (60.).
Wer jetzt aber glaubte, dass das vorhersage Schicksal aus FSV-Sicht seinen Lauf nehmen und Schleiz einknicken würde, der sah sich total getäuscht. Denn die Rennstädter kamen fortan sogar wieder besser ins Spiel und zu regelmäßigen Abschlüssen. So sorgten satte Schüsse von Langer (63.) und Pohl (67.) für Gefahr vor dem Tor des Regionalligisten, welchem selbst weiterhin sehr wenig einfiel. So muss man am Ende sogar resultierten, dass der Viertligist sich aus dem Spiel heraus nicht eine nennenswerte Chance erspielte bzw. der Sechstligist keine Chance zuließ.
In Minute 77 schlug das Pendel noch mehr in Richtung der Hausherren aus, als ZFC-Spieler Ben Keßler vom Unparteiischen mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde. Wenn man immer davon spricht, dass Keßler seinen Mannen damit keinen Gefallen getan hat, so ist das Gegenteil der Fall, denn er unterband mit zwei taktischen Fouls jeweils zwei sehr aussichtsreiche Möglichkeiten für den Gastgeber.
Fortan gehörte der Schleizer Elf sogar mehr vom Spiel, was mit Abschlüssen von Petzold (83.) und Langer (84.) auch unterstrichen wurde. Aber natürlich wusste jeder, dass dem Favoriten hier jederzeit eine gute Möglichkeit gereicht hätte und die wäre auch fast kurz vor Schluss gekommen, aber Tim Sluga klärte in allerhöchster Not (90.+2.). Keiner Mannschaft gelang also mehr der berühmte Lucky-Punch und so ging es tatsächlich in die Verlängerung!
Und auch in den zusätzlichen 30 Minuten spielten die Schützlinge von Roger Fritzsch, welcher seine Mannen in der kurzen Pause nochmal gehörig pushte, munter mit. Während die erste Hälfte bis auf aussichtsreiche Freistoßmöglichkeiten auf beiden Seiten eher ereignisarm zu Ende ging, so gab es dann im zweiten Verlängerungsdurchgang beste Möglichkeiten auf beiden Seiten. Zunächst prüfte Cemal Kaymaz erneut den Schleizer Keeper Groh verdeckt aus der Ferne, der aber abermals mit einer Glanztat zur Stelle war und damit beste Chancen auf den Man-of-the-Match-Award anmeldete. Die ganz ganz dicke Möglichkeit zum Siegtreffer und damit auch gleichzeitig den Schlusspunkt der Extra-Time hatten aber die Schleizer: Während Meuselwitz seinerseits gegen Ende der Spielzeit vermehrt auf den Siegtreffer drängte und somit das Shoot-Out umgehen wollte, so schalteten die Rennstädter nach einem Ballgewinn sehr schnell um und schickten den eingewechselten Kyrylo Ovsiannikov auf die Reise, welcher sich im Überzahlspiel aber nicht zwischen zielgerichtetem Abschluss und punktgenauem Querlegen entscheiden konnte und die äußerst ausrichtsreiche Möglichkeit somit verpuffte. Schluss. Aus. Ende der Verlängerung!
Die Geschichte des Glücksspiels Elfmeterschießen ist schnell erzählt: Wie in zahlreichen Pokalspielen deutschlandweit behielt hier aufgrund vorhandener Routine und Erfährung die favorisierte Elf die Oberhand. Während sich auch hier nochmals Schlussmann Groh im Duell gegen Kaymaz mit einem gehaltenen Elfer auszeichnen konnte, so hielt sein Gegenüber Justin Fietz gleich zwei Penaltys von Berger und Langer zum Endstand von 4:5 aus Sicht der Hausherren. Bewegte Bilder vom Elfmeterschießen sowie eine Spielzusammenfassung findet Ihr bei MDR Sport im Osten bzw. hier unter diesem Link.
Somit wären wir wieder beim eingangs beschriebenen Wechselbad der Gefühle, denn FSV-Chefcoach Fritzsch zeigte sich nach Abpfiff deutlich enttäuscht, findet aber mit einem Tag Abstand folgende Worte: "Ich weiß nicht was wir momentan verbrochen haben! Die Mannschaft hat wie gegen Arnstadt und Saalfeld eine super Leistung auf den Platz gebracht und steht wieder mit leeren Händen da! Wir hatten die besseren Torchancen und hätten spätestens in der Verlängerung das Spiel entscheiden müssen! Auch wenn es sich gerade so anfühlt, als könnten wir kein Spiel mehr gewinnen, so bin ich extrem stolz auf diese Mannschaft. Man darf auch nicht vergessen, dass uns heute mit Dorn, Hoyer, Bamba, Liebold, Beier, Ichiguchi, Jünger, Nukovic und Arakaki zudem gleich neun Spieler gefehlt haben."
Von dieser Stelle seien abschließend an den diesmal in Anbetracht der Umstände etwas länger geratenen Spielbericht zwei große DANKESCHÖNS auszusprechen:
DANKE liebe schwarz-gelbe Mannschaft für diesen unfassbar geilen und so nicht zu erwartenden Fußballnachmittag!!! Eure Leistung, Leidenschaft und Einstellung hat selbst den Verantwortlichen und Spielern vom ZFC Meuselwitz großen Respekt abgerungen, was diese nach Spielende vorallem in Person von Trainer G. Leopold (auch im MDR zu sehen) und Kapitän R. Eckhardt auch kundgetan haben. Der FSV Schleiz ist durch dieses Spiel wieder ein großes Stück bekannter in Thüringen geworden, was zum großen Teil Euch Jungs auf dem Feld zu verdanken ist!
DANKE an die zahlreichen Zuschauer und Fans am Spielfeldrand! Auch ihr habt die Mannschaft mit zunehmender Spielzeit und schwindenden Kräften mit Eurer Unterstützung getragen sowie gepusht und habt nach Spielende mit Euren Standing-Ovations für bewegende Momente gesorgt. Genau diese Momente hatte sich die Mannschaft auch redlich verdient und vielleicht können wir diese Kulisse auch mitnehmen in zukünftige Heimspiele, denn diese junge Mannschaft braucht auch im Ligaalltag eine ähnliche Unterstützung von Außen.
Last but not least und nicht zu vergessen ein herzlicher Glückwunsch an den ZFC Meuselwitz zum Weiterkommen und alles Gute für die weitere Saison!
P.S. In den Bildergalerien findet Ihr rund 400 Bilder dieser denkwürdigen Begegnung von Sportfotograf Michael Ott, welcher ansonsten im Dienste der SpVgg Bayreuth unterwegs ist. Die Bilder sind in die Kategorien Spielszenen und Portraits unterteilt. Herzlichen Dank Michael für diese fantastischen Schnappschüsse und hoffentlich bis zum nächsten Mal!
Außerdem findet Ihr natürlich auch wie gewohnt die Bildergalerie von unserem Jürgen Müller!
Quelle:Bild: Sportfotograf Michael Ott / Text: Stefan Strauß

