Robby Kögler mit Kritik & Vorfreude: „Einigen fehlt der unbedingte Wille“

Alexander Hebenstreit, 04.08.2023

Robby Kögler mit Kritik & Vorfreude: „Einigen fehlt der unbedingte Wille“

Fürs Foto ließ er sich den Spaß nicht nehmen, ins neue schwarz-gelbe Trikot des FSV Schleiz zu schlüpfen und gleich mal noch die diesjährigen Dauerkarten zu bewerben (siehe ganz unten). Bis wir ihn aber tatsächlich in Aktion auf dem Platz sehen werden, wird es bei Robby Kögler noch einige Zeit dauern.

Im Vorfeld des Starts in die neue Saison der Thüringenliga, die am Samstag um 15 Uhr mit dem Heimspiel gegen den FSV Ohratal beginnt (zur Vorschau), sprach er mit Leif Broßmann in einem lockeren, an sich schon podcast-würdigen Plausch über seine Verletzung und seine Rolle in der Mannschaft, über die zurückliegende und die anstehende Saison sowie darüber, was dem Schleizer Fußball in seinen Augen abhanden gekommen ist. Auch die eine oder andere kritische Anmerkung kommt dabei nicht zu kurz.

 

Robby, es ist schon eine Weile her: Am 1. April, beim 0:0 in Bad Langensalza, hast du dein letztes Spiel bestritten. Warum haben wir dich seitdem nicht mehr auf dem Platz gesehen?

Seit drei Jahren hatte ich immer wieder Probleme mit der Achillessehne, die ich auch regelmäßig kontrollieren ließ. Dabei wurde schnell festgestellt, dass ich einen Fersensporn habe und ein Os trigonum. Das ist ein knöcherner Auswuchs am Sprunggelenk. Durch den Fersensporn hat sich der Bereich um die Achillessehne immer wieder entzündet und das hat Schmerzen verursacht, die bis in die Wade zogen. Mit der Zeit wurde es immer schlimmer und schränkte mich irgendwann auch spürbar im Alltag ein. Schließlich war ich dann am 10. Mai bei einem Spezialisten in Nürnberg und habe mich operieren lassen. 


Und jetzt heißt es, Operation erst einmal auskurieren?

Genau. Grob muss man von einem halben Jahr Pause ausgehen. Bislang lief die Heilung aber sogar besser als erwartet, wodurch ich beispielsweise den Entlastungsstiefel früher abnehmen konnte als geplant. Jetzt beginnt so langsam der Muskelaufbau und dann hoffe ich einfach, dass ich zur Wintervorbereitung wieder angreifen kann.


Wir drücken die Daumen! Blicken wir noch einmal kurz zurück: Wie schätzt du die letzte Saison der Mannschaft mit all ihren Begleitumständen ein?

Ohne um den heißen Brei herum zu reden, lief es nicht zufriedenstellend für uns – gerade wenn man bedenkt, dass wir im Jahr zuvor Vizemeister waren. Was war passiert? Ich denke, die Regelmäßigkeiten haben gefehlt, der Trainingsaufwand und die Trainingsqualität waren sicher nicht so, wie es sich der Trainer vorgestellt hatte und natürlich sah es personell auch oft dünn aus. Im Großen und Ganzen müssen wir glücklich sein, dass wir noch in der Liga sind.


Mit einem besseren Gefühl für die neue Saison?

Ich bin zuversichtlich, dass wir in der neuen Saison besser dastehen werden, zumal sich die Neuzugänge bislang gut präsentieren (zu den bisherigen Vorstellungen unserer Neuzugänge). Was ich aber immer noch vermisse ist das schnelle und aggressive Pressing, das uns immer ausgezeichnet hatte.


Es fehlt also immer noch?

Ja. Ich erinnere mich noch gut: Als ich im Sommer 2021 zurück zum FSV kam und in Reichenbach das erste Testspiel bestritten habe, dachte ich, ich bin im falschen Film, weil ich ein solch intensives Pressing gar nicht kannte. Inzwischen ist uns das abhandengekommen. Diese Galligkeit und Geilheit auf den Ball ist so nicht mehr gegeben. Sicherlich liegt das aber auch an einer etwas anderen Spielidee und am Personal. Mit Frank Gerisch und Albert Pohl waren uns hierfür zwei absolut zentrale Bausteine weggebrochen.


Er ist nicht unbedingt der Pressingspieler mit hohem Tempo, aber trotzdem ein wichtiger Spieler und ein echter Typ: Mit Markus Porst wird künftig ein anderer Angreifer nicht mehr dabei sein.

Keine Frage: Er wird uns fehlen. Allein durch seine Präsenz – im Spiel, in der Mannschaft, im Mannschaftsrat, überall. Das werden wir merken, zumal jetzt viele junge Spieler nachkamen und wir nicht mehr so viele ältere Führungsspieler im Team haben, wie es noch vor zwei, drei Jahren der Fall war.


Wächst damit auch die Verantwortung für einen Robby Kögler?

Meine Rolle wird sich im Moment nicht groß verändern, da ich aufgrund meiner Verletzung nicht aktiv mitwirken kann. Klar versuche ich trotzdem bei jedem Training vor Ort zu sein, um von außen zu lernen und vielleicht auch den jüngeren Spielern Tipps zu geben. Aber auf dem Platz kann ich nicht helfen.

Und neben dem Platz?

In der Mannschaft herrscht eigentlich immer gute Stimmung, so dass ich in der Hinsicht nicht viel tun brauche. Ehrlich gesagt, kenne ich es von anderen Vereinen gar nicht, dass es so einen Zusammenhalt in der Mannschaft gibt. Trotzdem darf man die Ernsthaftigkeit nicht verlieren – erst recht, da es jetzt wieder losgeht mit der Punktejagd. Das letzte Testspiel gegen Oelsnitz (Daten zum Spiel) hat uns ja klar aufgezeigt, dass es noch nicht reicht.


Was konkret reicht noch nicht?

Es ist als Außenstehender natürlich immer schwierig das zu beurteilen. Mir persönlich fehlt die absolute Entschlossenheit in der letzten Linie oder auch die Sauberkeit im Passspiel. Auch die spärliche Kommunikation war schon immer ein schwieriger Punkt bei uns. Ich denke, in diesen Bereichen besteht noch Handlungsbedarf.


Trotz des nur knapp erreichten Klassenerhalts und einer nochmals stärker gewordenen Liga ist im Verein durchaus eine gewisse Euphorie zu spüren.

Wenn man nicht mit Spaß und Vorfreude an die Sache herangeht, ist man sicher fehl am Platz. Zugleich muss man aber auch den nötigen Ehrgeiz entwickeln, in dieser Liga zu spielen. Es ist zwar „nur das kleine“ Schleiz, aber es sollte trotzdem ein Privileg sein in der 1. Mannschaft Stammspieler zu sein. Bei einigen fehlt mir der unbedingte Wille, das zu erreichen.

Mit welcher Erwartungshaltung blickst du auf die anstehende Saison?

Auch wenn es jetzt richtig losgeht, liegt definitiv noch viel Arbeit vor uns. Der Klassenerhalt sollte auf jeden Fall drin sein. Ich persönlich sehe uns im Mittelfeld, schätze aber, dass uns der Trainer gerne noch weiter oben sehen würde. So oder so: Wir müssen richtig Bock haben und immer 100 Prozent abrufen. Sonst wird es nicht funktionieren.
In jedem Fall freue ich mich auf die Saison, auch wenn ich erst einmal nicht mitwirken kann. Ich werde trotzdem versuchen, immer da zu sein und mir ansehen, was die Jungs so machen.


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