Eine große Lücke klafft (nicht nur) zum Liga-Auftakt: Chapeau, Markus Porst!

Alexander Hebenstreit, 03.08.2023

Eine große Lücke klafft (nicht nur) zum Liga-Auftakt: Chapeau, Markus Porst!

Wir schreiben den 17. Juni 2023, letzter Spieltag der Thüringenliga-Saison 2022/23. Die zweite Hälfte des Heimspiels unseres FSV gegen den FC Thüringen Weida war erst wenige Minuten alt, als FSV-Coach Roger Fritzsch dem Schiedsrichterassistenten das Signal zum Wechseln gab – und damit das Ende einer Ära besiegelte. Thomas Liebold gestand später ein, dass er auf dem Feld sogar eine Träne verdrückte und nicht nur für ihn dürfte es ein emotionaler Moment gewesen sein, als Markus Porst den Platz verließ und damit der Vorhang für eine echte Institution des Schleizer Fußballs fiel.

Ob es nun wirklich bis in alle Ewigkeit sein allerletztes Spiel für den FSV Schleiz gewesen sein soll, versehen wir sicherheitshalber mal mit einem kleinen Fragezeichen. Die Erfahrung lehrt, dass es in fast jeder Saison irgendwann einmal die Situation gibt, in der „Not am Mann“ herrscht und man die Dienste eines erfahrenen Spielers durchaus gut gebrauchen könnte. 

Torgarantie zum Saisonstart

Fakt ist aber: Wenn der FSV Schleiz am Samstag um 15 Uhr mit dem Heimspiel gegen den FSV Ohratal in die neue Spielzeit startet (zur Vorschau), wird einer fehlen, der praktisch immer da war (in der Vorsaison bestritt er 31 von 32 Pflichtspielen) und zudem noch ein echter Experte für Auftaktspiele ist. Seit dem Thüringenliga-Aufstieg traf er zum 1. Spieltag stets in Schwarze – insgesamt fünfmal in drei Spielen. 

Eine Fortsetzung dieser Serie wird es jedoch nicht geben. Nach 306 Spielen und 168 Toren für die 1. Mannschaft beendet Markus Porst seine aktive Laufbahn und hinterlässt damit nicht nur in der Offensive der Rennstädter eine große Lücke.


Trainer kam nicht an ihm vorbei

„Für uns alle, für die Kabine und auch für mich persönlich ist sein Karriereende nach dem langen Ausfall von Frank Gerisch der nächste herbe Verlust. Er ist noch ein Spieler der alten Schule, der in den letzten Jahren bei dem einen oder anderen Trainer sicher mehr Spielzeit bekommen hätte. Ich bin ihm für die gemeinsame Zeit sehr dankbar und wünsche ihm und seiner Familie von Herzen alles Gute!“, kommentiert Roger Fritzsch den Entschluss des 34-Jährigen, die Schuhe an den Nagel zu hängen.

Mit seinem eher überschaubaren Tempo, für das er sich auch so manche Spitze seiner Teamkollegen gefallen lassen musste, war Markus Porst nie der Idealspieler für Roger Fritzschs Spielsystem. Und doch kam der Schleizer Trainer oftmals einfach nicht an Markus Porst vorbei, da er neben seinen fußballerischen Qualitäten und seiner Spielintelligenz auch einen Ehrgeiz und Willen im Training zeigte, der als mehr als nur beispielhaft gelten darf.


„Ohne seine Tore wären wir abgestiegen“

Und zu guter Letzt bringt er eine Fähigkeit mit, die insbesondere Offensivspielern gut zu Gesicht steht: Er weiß, wo das Tor steht. Das war vor allem in der vergangenen Spielzeit überlebenswichtig für die Schwarz-Gelben, als mit Frank Gerisch und Albert Pohl die anderen beiden Torjäger vom Dienst die gesamte bzw. einen Großteil der Saison ausfielen. „Ohne seine zwölf Tore wären wir sicher abgestiegen“, merkt entsprechend auch Roger Fritzsch an. Das letzte seiner 168 Tore für die 1. Mannschaft des FSV Schleiz erzielte Markus Porst standesgemäß am heimischen Fasanengarten, als er seine Mannschaft beim richtungsweisenden 3:1-Heimsieg gegen den TSV Gera-Westvororte in Führung brachte.

Damit gelang ihm sein letzter Treffer – eine schönere Geschichte kann man eigentlich nicht schreiben – gegen den gleichen Gegner, gegen den er fast 14 Jahre vorher sein erstes Pflichtspieltor für die Schleizer Erste erzielte. Zugleich sicherte er mit seinem damaligen Doppelpack (nur ein Premierentor wäre ja langweilig gewesen) den Einzug in die zweite Pokalrunde. Sein Comeback für den FSV Schleiz und zugleich das Debüt für die 1. Mannschaft gab Markus Stankowski – wie er bis zu seiner Hochzeit hieß – bereits eine Woche vorher: Am 18. Juli 2009 stand der damals 20-Jährige gegen den SV Hermsdorf in der Startelf und feierte mit seinem Team einen 2:1-Heimsieg in der Quali-Runde des OTFB-Pokals.


Tapetenwechsel zwischen Jugend und Männerbereich

Seine ersten Schritte im Männerbereich machte er zuvor bei den damals eine Liga höher kickenden Blau-Weißen aus Niederpöllnitz und Neustadt. Die letzten beiden Jahre seiner fußballerischen Ausbildung genoss der Torjäger indes beim SV Schott Jena und auch während eines erfolgreichen zweijährigen Intermezzos mit 25 Toren für den FC Thüringen Weida (2012 bis 2014) lernte er ein anderes Vereinsumfeld kennen. Die wahre sportliche Heimat von „Stanko“ blieben aber immer der Fasanengarten und sein FSV Schleiz, für den er bereits von der F- bis zur B-Jugend unzählige Tore erzielt hatte.

Entsprechend verwundert es nicht, dass Markus Porst bei seinem Dank an alle Trainer seiner Laufbahn ausdrücklich seinen langjährigen Nachwuchstrainer Jens Bauer hervorhebt, unter dem er das Fußballspielen erlernte. „Vielen Dank auch der Mannschaft sowie den ehemaligen Spielen für die super Jahre! Ich wünsche weiterhin viel Erfolg in Thüringens höchster Spielklasse – besonders bei den langen Auswärtsfahrten nach Heiligenstadt und Nordhausen“, so Markus Porst, der sich mit Blick auf die eine oder andere Tagesreise in den Norden des Freistaats, die ihm nun erspart bleibt, ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. „Mein größter Dank geht aber an meine Frau und meine Familie, die viel Verständnis für meine Leidenschaft aufgebracht haben, auch wenn es nicht immer leicht war.“


Fliegender Wechsel vom Spieler zum Fan

Von nun an steht die Familie unangefochten an erster Stelle, während der Fußball in den Hintergrund rückt. Seit Ende Mai ist „Stanko“ zweifacher Vater und nur drei Wochen, nachdem Sohn Hannes das Licht der Welt erblickte, sollte der Vorhang für den aktiven Fußballer Markus Porst schließlich fallen. „Jetzt habe ich mehr Zeit für die Familie, werde aber die Spiele weiterhin so gut es geht besuchen“, verkündet der 34-Jährige seinen Rollentausch vom Spieler zum Fan.

Und was bleibt nach all den Jahren im schwarz-gelben Trikot? „Einzelne Momente hervorzuheben ist schwierig“, meint Markus Porst und nennt als Beispiele die Aufstiegsfeiern mit der 1. Mannschaft, aber auch die Pokalsiege der 2. Mannschaft, bei der er mitwirkte, als man den Pott 2010 und 2011 zweimal in Folge gewann. „Aber es gibt noch einiges mehr, wie die lustigen Auswärtsfahrten, wo so manch Aussage einiger Herren ausgewertet wurde. Die älteren Spieler wissen, was ich meine.“ Am Ende seien es nicht einzelne Spiele, die im Gedächtnis bleiben, sondern das Gesamtbild: „Die vielen Jahre zusammen mit seinen Kumpels auf dem Platz zu stehen und gemeinsam alles zu geben. Vergessen werde ich auch die tolle Unterstützung von außen nicht – ob Familie, Haselnuss-Tribüne oder die vielen Fans an der Außenlinie.“


Erstes Tor, letztes Tor, „ewiges“ Tor

Eine besondere Freude war es schließlich, als er den Platz bei seinem letzten Spiel gemeinsam mit seinem Sohn Henri als Einlaufkind betrat. Vor dem Anpfiff dieser Partie wurde er auch offiziell durch den Verein verabschiedet. Als Dankeschön für die erfolgreiche gemeinsame Zeit und die vielen wunderbaren Jahre wurde ihm das Trikot überreicht, in dem er das erste Thüringenliga-Tor in der Historie des FSV Schleiz erzielte und sich damit auf ewig einen festen Platz in der Vereinschronik sicherte. Und gegen wen gelang ihm dieser besondere Treffer, das Tor zu einer neuen Fußball-Welt? Wie könnte es anders sein: gegen den TSV Gera-Westvororte.


Markus, die gesamte FSV-Familie verneigt sich vor deiner erstaunlichen Einsatzbereitschaft und zieht den Hut vor dem, was du in all den Jahren für den Schleizer Fußball geleistet hast. So groß die Fußstapfen auch sein mögen, die du hinterlässt, kannst du dich nun guten Gewissens wichtigeren Dingen. Wir wünschen dir und deiner Familie alles erdenklich Gute und freuen uns zugleich riesig, dich auch weiterhin regelmäßig am Fasanengarten begrüßen zu dürfen!


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