Vermisstes Spielglück und dennoch: Endlich wieder FSV Schleiz!
Leif Broßmann, 25.04.2023
So wirklich viel zu feiern gab es für die Fußballer des FSV Schleiz II seit dem Sieg im Hinspiel gegen den damaligen Tabellenführer aus Rothenstein (zum Spielbericht) nicht. Nach einer Reihe von Niederlagen droht der Abstieg. Am Samstag steht das Rückspiel am Fasanengarten an und ein Sieg würde diesmal so viel mehr als nur drei nette Punkte bei einem Staffelfavoriten bedeuten. Jetzt zählt es!
Die statistische Tendenz ist klar und gnadenlos: Wirft man einen Blick auf die letzten Spiele unserer zweiten Mannschaft, so sieht man seit dem Sieg zum Rückrundenauftakt gegen den Post SV Jena sechs Niederlagen in Folge bei einem Verhältnis von 8:22 Toren stehen. Das knallt ganz schön rein – und scheint nur einen Schluss zuzulassen: Hoffnungslos auf dem vorletzten Tabellenplatz stehend, ist der FSV Schleiz II dem verdienten Abstieg geweiht, alle Mühen der letzten beiden Jahre umsonst, der Aufstieg für die Katz'.
Was bei der unnötigen 1:2-Heimniederlage gegen die SG Holzland begann, zog sich nach einem Rendez-vous mit der Übermannschaft aus dem Orlatal dabei durch die Partien gegen den SV Gleistal (6:2) und den SV Jena-Zwätzen II (3:1): Unsere zweite Mannschaft hatte vergessen, wofür dieses Wappen auf der Brust steht und diese Farben, mit denen und für die man spielt, bedeuten. Von Kampf, Leidenschaft, Körperlichkeit oder Verantwortung – Begriffe, die man immer gern in den Raum wirft, unser Verein aber zu seiner Identität zählen darf – war keine Spur. Stattdessen schien es, als würde sich jeder auf den anderen verlassen, fehlte die Lust ans Limit zu gehen und für die Punkte zu leiden und wurde Schickimicki-Fußball gespielt, dessen Körperlichkeit kaum C-Junioren-reif war. So hast du in dieser Liga nichts verloren, Schleiz II im freien Fall...
Dass sie diesen Fall nun endlich stoppen wollen, sah man den Spielern erst nach vier Nullnummern nacheinander so wirklich an. Die Partie beim VfR Bad Lobenstein II (zum Spielbericht) gingen sie unter der strategischen Leitung Kevin Priedemanns jedenfalls sehr konzentriert und diszipliniert an. Belohnen konnten sie sich nach 90 Minuten trotz löblicher Ein- und Vorstellung aber trotzdem nicht und mussten so nach einem unglücklichen 3:2-Endstand die Heimreise in die Rennstadt ohne dringend benötigte Punkte antreten.
"In einer guten ersten und einer sehr guten zweiten Halbzeit haben wir gekämpft, zusammengehalten und füreinander gespielt. Mit der Leistung der Mannschaft kann man nur zufrieden sein. Wir haben immer wieder Moral bewiesen, uns aufgrund einer Fehlentscheidung, das kann man ruhig so sagen, allerdings nicht belohnen können", lautet Priedemanns positives Fazit. "Auf diese Tugenden und dieses Spiel kann und sollte man in den nächsten Wochen aufbauen."
Und das taten die Rennstadt-Reservisten. Denn auch am vergangenen Wochenende war an der schönen Sportstätte in Lobeda West zu erkennen, dass sie sich unbedingt aus den tiefsten Tiefen des Tabellenkellers hinauskämpfen und -spielen wollen (zur Spiel-Statistik). Mit neuer Formation, Kuchenschießen-Gebackenem mit Bestrezensionen und von Anfang an aggressiver Grundausrichtung gingen sie die Partie gegen den SV Lobeda 77 an und waren von Anfang an gut im Spiel. Mit der nötigen Coolness vor dem Tor hätte es durch Oli Schmidt und Paul Jung Mitte der ersten Halbzeit auch 0:2 stehen können, doch Nuancen vermieden eine Gästeführung. Stattdessen bestraften die Gastgeber einen Kommunikations- und einen nicht minder ärgerlichen Stellungsfehler nach einer guten halben Stunde eiskalt mit zwei Treffern. Ein dritter erfolgte aus erkannter Abseitsposition. Damit ging es dann auch in die Pause.
Wohl wissend, dass ein 2:0 das für den Führenden wohl gefährlichste Ergebnis ist, verfielen die Schwarz-Gelben nicht in Hektik. Stattdessen verschliefen sie – fast noch schlimmer – den Start des zweiten Durchgangs. Dustin (Funk) und Justin (Körner) bewahrten sie dabei vor einem höheren Rückstand, den bisherigen verkürzte dann Leon Eichelkraut per Freistoß-Strahl ins Torwarteck (53.). Nun wollten die Schleizer natürlich den Ausgleich und drückten, kreierten aber keine wirklichen Hundertprozenter. Lobeda schaltete gut um, konnte bis zur Schlussphase aber keinen ihrer Konter verwerten. Nach Stellungsfehlern fiel dann doch das 3:1 und damit der Endstand (84.).
Und dennoch macht diese Leistung Mut: Wenn Asmir Nukovic schon in der Halbzeitpause fast auf dem Zahlfleisch geht, weil er 45 Minuten lang angemessene Abwehrarbeit verrichtet hat und ich nach etwa zehn Jahren gemeinsamer Fußball-Zeit endlich mal weiß, wie es klingt, wenn Justin Körner einen Mitspieler ruft (Hast eine tolle Stimme, Körnex!), müssen wir auf einem guten Weg sein. Das ist endlich wieder FSV Schleiz! Dass sich die Zweite in den letzten beiden Partien nicht belohnen konnte, liegt in gewisser Weise am fehlenden Spielglück, dass sie nach den enttäuschenden Vorstellungen zuvor aber auch nicht verdient hat. Es gilt nun genauso weiterzumachen, keinen Deut nachzulassen und sich dieses Glück zu erkämpfen. Dann ist diese Situation eben nicht hoffnungslos. Dann war hier auch gar nichts für die Katz'. Dann – und nur dann – wird es der FSV Schleiz II auch schaffen diese Liga zu halten!
Dafür muss am Wochenende aber auch der erste Dreier seit sechs Spielen her. Wenn es gegen den drittplatzierten SV 08 Rothenstein geht, werden die Schleizer aber wohl besser noch eine Schippe draufpacken müssen und nicht nur auf dann endlich mal erarbeitetes Spielglück vertrauen dürfen. 'In einem Vor- und endlich wieder Heimspiel den Bock herumreißen' – romantischer geht es doch fast gar nicht. Also:
Samstag, 29. April, 12:30 Uhr:
FSV Schleiz II vs. SV 08 Rothenstein