Die Vereinsvorsitzende des FSV Schleiz, Claudia Ludwig, im großen Interview

Alexander Hebenstreit, 26.01.2021

Die Vereinsvorsitzende des FSV Schleiz, Claudia Ludwig, im großen Interview

Claudia Ludwig, hier während des Pokalspiels gegen den FC Carl Zeiss Jena in der Saison 2019/20, meint, dass man so ein Los wohl nur einmal im Sportlerleben bekommt. Doch wer weiß? Sollte die laufende Pokalrunde fortgesetzt werden und Schleiz im Rennen bleiben, steigt die Chance auf das große Los von Runde zu Runde. Bliebe nur zu hoffen, dass im Fall der Fälle auch möglichst viele Zuschauer dabei sein dürften. Foto: Jürgen Müller


Seit mehr als sieben Jahren befindet sich der Schleizer Fußball in Frauenhand. Mit Claudia Ludwig hat unser FSV seither eine Vereinsvorsitzende, die das Rampenlicht eher meidet und sich nur selten in den Mittelpunkt drängt. Vielmehr punktet sie seit Jahren mit ihrem weitgehend geräuschlosen, aber zuverlässigen Führungsstil hinter den Kulissen.

Für ein ausführliches Interview nahm sie sich dennoch die Zeit. Darin gibt die Chefin des Schleizer Fußballs Einblicke in zahlreiche Aspekte rund um den Fasanengarten, auch wenn das aktive Geschehen momentan weitgehend auf Eis liegt. Doch die Probleme, die Corona-Zwangspause mit sich bringt, sind nur ein Thema von vielen.

 

Für Spieler und Trainer ist seit Anfang November von ihrem eigentlich zeitraubenden Hobby nicht mehr viel geblieben. Der Fußball und damit der FSV Schleiz spielt für die meisten momentan nur noch eine kleine Rolle im Alltag. Wie sieht es in der Hinsicht auf Funktionärsebene aus? Wie viel Arbeit macht der FSV zur Zeit?

Der FSV macht leider im Moment zu wenig Arbeit! Das sehe ich jedenfalls so. Wie meine Mitstreiter im Vorstand darüber denken, weiß ich nicht. Wie viel Zeit die Vereinsarbeit genau kostet, kann ich aber gar nicht sagen, da ich dank meines Berufs vieles zwischendurch erledigen kann.
Auf jeden Fall ist es nicht so, dass wir trotz Lockdown nichts zu tun hätten. Mein Stellvertreter Steffen Saß und ich hatten im Dezember und auch jetzt noch im Januar viel Administratives bezüglich unseres Förderprojektes „Dach Vereinsheim“ zu erledigen.

Wie ist denn der Stand bei der Dacherneuerung?

Das Dach des Sozialgebäudes ist praktisch fertig. Wir hatten echt Glück mit dem Wetter im November und Dezember, so dass die Arbeiten zügig vorangehen konnten. Letztlich hätten wir es aufgrund der Fördermittelbedingungen aber auch bei schlechteren Bedingungen im alten Jahr durchziehen müssen. An dieser Stelle nochmal mein großer Dank an alle, die bei diesem  Projekt mitgewirkt haben!

Auch mit Förderung durch Landessportbund und die Stadt Schleiz war die Dacherneuerung ein finanzielles Großprojekt für den FSV – und das im Krisenjahr.

Der Eigenanteil für das Dachprojekt wurde mit Rücklagen des Vereins gestemmt. Wie auf der Mitgliederversammlung beschlossen, wurden die aus Anteilen des Mitgliedsbeitrags gebildet. 

Macht sich denn das Aushängeschild „Thüringenliga“ für die Vereinsfinanzen positiv bemerkbar?

Ja, das kann man so sagen. Wir haben durch den Aufstieg der ersten Mannschaft mehrere Sponsoren und Förderer gewinnen können, wofür wir natürlich sehr dankbar sind. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich das so nicht erwartet. Andererseits ist es aber auch nachvollziehbar bei der tollen Truppe (lacht).

Also steht der Verein trotz Corona und Spielpause finanziell gut da?

Was heißt gut? Wir kommen momentan noch über die Runden. Man muss ja auch sehen, das wir während der Fußballpause „nur“ die laufenden Kosten wie Öl, Strom, Versicherungen etc. haben. Alles andere wie Kosten für Schiedsrichter, Reisen, Wasser usw. fallen derzeit nicht an. 

Was überwiegt denn in normalen Zeiten? Die Ausgaben für den Spiel- und Trainingsbetrieb oder die Einnahmen zu den Heimspielen der Männermannschaften?

Das lässt sich so pauschal schlecht beurteilen. Dazu muss man auch erwähnen, dass wir weit höhere Ausgaben hätten, wenn unsere Nachwuchsmannschaften ihre Auswärtsfahrten nicht komplett selbst organisieren würden und die Trainer im Juniorenbereich nicht ehrenamtlich tätig wären.
In der Landesklasse haben wir eigentlich nur bei den Derbys ein Plus erwirtschaftet. Nach dem Aufstieg sah es in der Verbandsliga auch gut aus, da die ersten Spiele super besucht waren. Doch dann kamen die Zuschauerbeschränkungen …

… und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als mit dem Duell gegen Thüringen Weida sowie beiden Spielen gegen Wismut Gera drei absolute Zuschauermagneten auf dem Programm standen. Wie sehr ärgert es dich, dass diese Spiele statt potenziell 500 nur 50 Zuschauer sehen durften?

Es hat mich sehr geärgert, da unser Gelände weit mehr Zuschauer erlaubt hätte – unter Einhaltung der Hygienevorschriften. Die Folge war, dass viele die Spiele nicht vom Spielfeldrand mit Abstand zum Nebenmann sahen, sondern dicht an dicht vor dem Zaun des Vereinsgeländes standen. Viele treue und auch neu gewonnene Fans kamen so um den Genuss hochkarätiger Partien und der Verein um benötigte Einnahmen. 


Einige FSV-Anhänger ließen sich von der Zugangsbeschränkung nicht aufhalten, wurden kreativ mit selbst organisierten „VIP-Logen“ hinter dem Zaun.

Unsere Fankultur ist mit dem Verein gewachsen. Sei es die Section Schwarz-Gelb oder aber auch diejenigen, die nach längerer Abstinenz wieder den Weg an den Fasanengarten fanden. Das ist für uns als Verein enorm wichtig und natürlich auch für mich persönlich schön zu sehen.

Was sagst du generell zu den Zuschauerzahlen? Da stand der FSV ja im Vergleich zur Konkurrenz schon länger recht gut da. Zufrieden oder ist da noch Luft nach oben?

Bei den Zuschauerzahlen ist noch Luft nach oben, definitiv! Auf jeden Fall ging die Kurve in letzter Zeit spürbar in die richtige Richtung. Das hat uns alle sehr gefreut und darf nach der Pause gerne so weitergehen.

Und zur neuen Saison gibt es dann als Kompensation für die fußballfreie Zeit ein zweites Pokalspiel gegen den FC Carl Zeiss Jena, einverstanden? Nicht nur als Highlight für die Fans, sondern auch um nach der Durststrecke wieder finanziell auf einen grünen Zweig zu kommen.

Das wäre schon cool, aber realistisch gesehen hat man so ein Los wohl nur ein Mal im Fußballerleben! Spaß beiseite: Ich bin mehr als zuversichtlich, dass wir als Verein mit all den guten Geistern, die uns zur Seite stehen, weiter finanziell stabil bleiben und auch die eine oder andere notwendige Investition möglich sein wird.

Welche Investition hat der Verein denn als nächstes auf dem Schirm?

Wir brauchen einen neuen Rasentraktor, der 5000 Euro kosten wird. Geplant ist, dass wir ihn zeitnah anschaffen, sobald die Fördermittel bewilligt sind.

Zeichnet sich nach der Dacherneuerung auch schon das nächste Großprojekt am Horizont ab?

Ja, das Herzensprojekt zahlreicher Spieler unserer ersten Mannschaft: der Einbau einer Bewässerung für unseren Hauptplatz, wofür wir mit rund 60.000 Euro kalkulieren. Geplant ist, dass es spätestens 2022 realisiert wird.

 

Zu Teil 2 des Interviews mit Claudia Ludwig


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