Leben & Leiden im Lockdown: Halbmarathon für den Weiß'schen Hochzeitsanzug

Alexander Hebenstreit, 01.01.2021

Leben & Leiden im Lockdown: Halbmarathon für den Weiß'schen Hochzeitsanzug

Kein PR-Gag, er lief ihn tatsächlich: Der von einer Wildkamera festgehaltene Schnappschuss beweist, dass Janek Weiß sich nicht nur in die Läuferkluft schmiss, um in der nächstgelegenen Heizung auf ein, zwei Kaltgetränke einzukehren, sondern leibhaftig den ersten Halbmarathon seines Lebens absolvierte.

Wie vertreiben sich eigentlich die Kicker des FSV Schleiz die momentane Zwangspause, in der der organisierte Sportbetrieb völlig brach liegt? Das und mehr erfahrt ihr in unserer kleinen Serie Leben & Leiden im Lockdown, in der eine Reihe schwarz-gelber Akteure in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen zu Wort kommen. Heute ist Defensivallrounder Janek Weiß am Zug.

Es ist gar nicht lange her, dass dein Schiff im Ehehafen eingelaufen ist und nicht wenigen wird nachgesagt, sich dann etwas gehen zu lassen. Nun kommt seit zwei Monaten auch noch das weitgehende Sportverbot hinzu. Was macht der Bauchumfang?
Wir konnten leider nur standesamtlich im ganz kleinen Kreis heiraten. Die kirchliche Trauung mit großer Party musste coronabedingt verschoben werden. Da ich den Anzug für die eigentliche Feier bereits im Schrank hängen habe, kann ich es mir nicht leisten mich gehen zu lassen.
Trotz des Lockdowns und der Fußballpause seit November versuche ich mich Waldläufen und Workouts zuhause in Form zu halten. Diesen Ausgleich zum Alltag im Büro- bzw. Homeoffice brauche ich einfach.

In der Gerüchteküche wird gemunkelt, dass du sogar zum Marathonläufer umschulst?
Ich war ja noch nie der Antrittsschnellste und musste immer schon über die Kondition kommen (Sandro Bittner wird jetzt bestimmt lachen #Insider). Anfang Dezember kam mir bei einem meiner Waldläufe, die normalerweise nur zwischen sechs und acht Kilometer lang sind, der Gedanke, dass ich doch mal einen Halbmarathon zu Silvester in Angriff nehmen könnte.
Die Ungewissheit, wann wir endlich wieder Fußball spielen können, sorgte bei mir für eine gewisse Ziellosigkeit. Mit dem Halbmarathon wollte ich endlich wieder auf etwas hinarbeiten. Leider habe ich unterschätzt, dass die Beine ab Kilometer 15 ganz schön schwer werden können. Deshalb habe ich mein persönliches Ziel unter fünf Minuten pro Kilometer zu laufen leider verfehlt.
Aber eine Erfahrung war es auf alle Fälle wert und ich denke, ich werde das wiederholen, sollte die fußballfreie Zeit noch andauern. Trotzdem würde ich viel lieber deutlich kürzere Strecken auf einem grünen Rasen mit Ball am Fuß zurücklegen.

Vielleicht verhilft der Fitnessvorsprung ja an Tag X zu einem Stammplatz. Jedenfalls meinte Coach Roger Fritzsch kürzlich im Interview, dass er unter anderem von dir den sofortigen Angriff auf die erste Elf erwartet.
Die besonderen Umstände mit dem kleinen Platz und dem kopfballintensiven ersten Spiel bei Gera-Westvororte haben die Karten nach der Vorbereitung neu gemischt. Dann kam da noch meine gelb-rote-Karte dazu und schon musste ich mich hinten anstellen.
Natürlich würde ich lügen, wenn ich sagen würde, dass mir diese Situation nichts ausmacht. Aber ich muss auch einfach neidlos eingestehen, dass die Spieler, die der Trainer auf den Platz bringt, ihre Sache auch unheimlich gut machen. Mit den Winterneuzugängen wird das sicher nicht einfacher.
In der Vergangenheit musste ich den einen oder anderen verletzungsbedingten Rückschlag hinnehmen und konnte mich zurückkämpfen. Aufgeben war und ist für mich keine Option. Von daher werde ich Extraschichten einlegen, um meinen und den Erwartungen des Trainers gerecht zu werden.

Was erhoffst du dir vom neuen (Fußball-)Jahr?
Sowohl im Fußball als auch im Alltag erhoffe mir vom neuen Jahr endlich wieder Normalität. Ich wünsche mir zunächst, dass wir bald wieder auf den Platz zurückkehren dürfen, um dann unsere Leistungen von vor dem Lockdown bestätigen und uns in der höchsten Spielklasse Thüringens festsetzen zu können. Die Entwicklung der Mannschaft und des Vereins soll bitte genauso weitergehen. Es macht einfach Spaß.
Privat erhoffe ich mir natürlich, dass unsere kirchliche Hochzeit im Sommer nachgeholt werden kann und wir mit Familie und Freunden dieses Ereignis bei bester Gesundheit ordentlich feiern können. 
. . . und, dass mein Anzug dann noch passt.

Nicht, dass du es bis dahin mit dem Laufen und Trainingsehrgeiz übertreibst und er bis dahin gar zu weit ist?!
Falls sich das abzeichnen sollte, sind die fehlenden Pfunde sicher recht schnell wieder angefuttert.


Der Auftakt der Serie:

Martin Berger zwischen Elb-Promenade & Drechselbank

 

Ein Blick auf die Daten zu Janek Weiß' Halbmarathon am Silvestertag. Die Strecke führte hauptsächlich über Wald- und Feldwege von Löhma über Kirschkau, Göschitz, Förthen, Pahren und Tegau zurück nach Löhma.


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