FSV-Trainer Roger Fritzsch im Interview (Teil 2)

Alexander Hebenstreit, 25.06.2019

FSV-Trainer Roger Fritzsch im Interview (Teil 2)

Als außergewöhnliche Höhepunkte blieben (nicht nur) Roger Fritzsch die Auswärtsspiele in Ilmenau und Jena-Zwätzen (Foto) in Erinnerung, wo unsere Mannschaft von einer lautstarken Fanabteilung unterstützt wurde. Darüber und eine für seine Ansprüche nicht zufriedenstellende Saison sprach der FSV-Trainer im ersten Teil des Interviews zum Saisonabschluss. In Teil zwei blickt der Plauener in Schleizer Diensten nicht nur auf die abgelaufene Spielzeit zurück, sondern gibt auch einen Ausblick auf die kommende Saison.

 

Wenn du dich festlegen müsstest: Wer war aus den Reihen des FSV dein Spieler der Saison?

Das ist extrem schwer. Ich könnte Frank Gerisch, Mirko Horn, Thomas Liebold, André Hoyer, Alexander Hebenstreit und so weiter nennen. Es kämen viele in Frage, es hätten viele verdient. Aber auf Grund seiner introvertierten Art, auf Grund seiner mannschaftsdienlichen Spielweise, auf Grund seiner vielen Torvorlagen, auf Grund seiner Leistungssteigerung in der Rückrunde und auf Grund der häufigen Kritik, die er vom mir erhält, lege ich mich auf Martin Berger fest.

 

Zum Kader zählen auch einige sehr junge Akteure, darunter mit Hannes Kühnel und Oliver Schmidt zwei Spieler, die eigentlich noch A-Junioren sind. Wie schätzt du deren Entwicklung ein?

Für mich war es völliges Neuland mit Spielern zu arbeiten, die direkt aus der U17 (B-Jugend) in den Männerbereich kommen, wie es bei Hannes Kühnel der Fall war. Das gibt es in Sachsen nicht. Beide verfügen über großes Potenzial und beide sind für uns extrem wichtig. Oli Schmidt ist sehr flexibel einsetzbar und hat fast schon auf jeder Position ausgeholfen. Hannes war in der Hinrunde unangefochtener Stammspieler und hat unser Angriffsspiel enorm belebt. Nach seiner überstandenen Krankheit hat er nur schwer zu seiner alten Form gefunden. Jetzt ist er wieder auf dem besten Weg und brachte zuletzt sehr starke Leistungen. Aber für so junge Spieler sind solche Leistungsdellen ganz normal in ihrem Entwicklungsprozess.

 

Am anderen Ende der Altersskala haben zwei absolut prägende Figuren des Schleizer Spiels, Frank Gerisch und Mirko Horn, die 30 schon vor einiger Zeit hinter sich gelassen. Kann es zum Problem werden, wenn zwei der wichtigsten Spieler ins Alter kommen?

Beide sind totale Fixpunkte in unserem Team und in unserem Spiel. Das Alter sehe ich überhaupt nicht als Problem. Beide sind topfit und sollten sie weiterhin regelmäßig trainieren können und ihren Körper ordentlich pflegen, werden sie noch einige Jahre auf diesem Niveau spielen. Ohne jemandem auf den Schlips treten zu wollen: Beide sind auf ihren Positionen in unserer Liga mit Abstand die Stärksten. Wenn Frank nicht den Auftrag hätte, so viel Defensivarbeit zu leisten, hätte er mit Sicherheit auch erneut die Torjägerkanone geholt.

 

Gibt es bestimmte Mannschaftsteile, für die du dir Veränderungen wünschen würdest?

Ich finde es extrem wichtig, dass wir den ein oder anderen Spieler dazu bekommen. Ohne mich auf irgendeinen Mannschaftsteil festlegen zu wollen, brauchen wir neue Spieler, um die Konkurrenzsituation um die Stammplätze zu erhöhen und um neue Reize im Mannschaftsgefüge zu schaffen.

 

Gibt es schon spruchreife Zugänge?

Wir werden definitiv drei neue Spieler zum Trainingsstart begrüßen dürfen. Ob diese Spieler aber über die Vorbereitung hinaus beim FSV bleiben, wird sich zeigen. Mit einem weiteren Spieler befinden wir uns in guten Gesprächen. Leider müssen wir uns bis zu seiner Entscheidung noch etwas gedulden. Um aufkommende Gerüchte gleich einmal zu beantworten: Es handelt sich bei allen vier potenziellen Neuzugängen um Spielern aus der näheren Umgebung von Schleiz. Also es handelt sich nicht um Spieler aus Plauen. Ich habe lediglich mit einem Spieler aus meiner Heimatstadt gesprochen, dieser wird aber zu einem Verein aus Plauen wechseln.

 

Mit dem VfB Mühltroff und dem SV Moßbach sind in diesem Sommer zwei Mannschaften aus dem unmittelbaren Schleizer Umland in die Landesklasse aufgestiegen. Kann das beim Buhlen um potenzielle Verstärkungen zum Problem werden?

Für den VfB freue ich mich, da ich diesen Verein aus meiner Zeit beim FC Fortuna Plauen sehr gut kenne und die kontinuierliche Arbeit über fast Jahrzehnte sehr schätze. Über Moßbach und die Rivalität zum FSV kann ich mich nicht äußern. Fakt ist für mich dennoch: Wenn ein Spieler zwischen allen drei Vereinen wählen kann, wüsste ich nicht, warum er sich gegen den FSV entscheiden sollte. Also nein.

 

Der Fußball-Abteilungsleiter des SV Jena-Zwätzen, Marco Barich, erklärte Schleiz nach dem Saisonabschluss schon einmal zum (Mit-)Favoriten auf den Aufstieg. Stimmst du ihm zu?

Natürlich. Ich denke, diesen Anspruch dürfen wir auch haben. Aber wir dürfen dabei nicht vergessen, dass viele Dinge passen müssen, um wirklich um die Spitze mitspielen zu können. Du brauchst das Glück, dass gerade die wichtigen Eckpfeiler verletzungsfrei bleiben, du brauchst die Bereitschaft der Spieler, ihr Privatleben so zu organisieren, dass sie ständig zum Training und zu den Spieltagen verfügbar sind. Du brauchst auch ganzjährig wenigstens annähernd spielnahe Trainingsbedingungen und so weiter, und so weiter. Wir müssen den unbedingten Anspruch an uns haben, uns zu verbessern. Aber große Töne zum jetzigen Zeitpunkt zu posaunen, liegt mir fern.

 

Auf Platz sechs in der Aufstiegssaison folgte Rang vier. Nun wurde man sogar Dritter. Wäre da der Titel in der kommenden Spielzeit sogar so etwas wie der logische nächste Schritt oder ist da erst einmal der VfR Bad Lobenstein als zweimaliger Vizemeister an der Reihe?

Wie eingangs bereits erwähnt, sehe ich in Bad Lobenstein, aber auch in Stadtroda, Saalfeld und Neustadt enormes Potenzial. Sollte dieses Potenzial bei allen voll ausgeschöpft werden, müssen wir realistisch bleiben und dann wird es für uns extrem schwer. Wir wollen aber in erster Linie auf uns schauen, unser eigenes Potenzial voll ausreizen und diesen Vereinen Paroli bieten. Favorit auf die Meisterschaft ist sicherlich Bad Lobenstein. Um diese Rolle kommen sie auch nicht herum.


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