Herbstpoesie statt Preußensieg: Bad Langensalza zu Gast am Fasanengarten
Leif Broßmann, 31.10.2025
"Ich wollte es wäre Nacht oder die Preußen kommen und siegen!"
So lassen es die Auswärtsfahrer aus Bad Langensalza, die ihre Mannschaft in der Ferne unterstützen, traditionell in Form eines Banners verlauten. Grund für diese etwas ungewöhnliche, wenn auch vollkommen korrekte Grammatik ist einerseits das angebliche Entstehungsjahr 1815 und andererseits die Übersetzung aus dem Englischen: Den Ausruf habe der Herzog von Wellington während der Schlacht nahe des belgischen Waterloo von dich gegeben – erschöpft von den Angriffen eines gewissen Napoleon Bonaparte, der da für wenige Tage aus der Verbannung zurückgekehrt war.
Die Preußen sollte schließlich eintreffen und mit ihrer Hilfe die Schlacht gewonnen und die alte Ordnung in Europa wiederhergestellt werden. Auch am morgigen Nachmittag kommen Preußen, diesmal jedoch nach Schleiz. Am Samstag, dem ersten Novembertag 2025 – also 210 Jahre nach Waterloo – gastiert der FSV Preußen Bad Langensalza am Fasanengarten. Der 10. Spieltag der aktuellen Thüringenligasaison steht vor der Tür!
Und sicherlich wollen die Preußen auch dann kommen und siegen, so wie sie es zu Beginn der gemeinsamen Duellgeschichte vor immerhin fünf Jahren zunächst auch einige Male taten: Zwischen dem 27.09.2020 und dem 23.09.2023 konnten die Wisentastädter von sechs Duellen kein einziges für sich entscheiden; dann folgte ein 3:2-Heimerfolg wie aus dem Märchenbuch. Und Schleiz machte sogar gleich einen Sieg-Hattrick gegen den einstugen Angstgegner perfekt, ließ aber ausgerechnet in der wichtigen Rückrunde der Vorsaison beim 2:1 alle Punkte in der Rosenstadt.
Nun treffen sich die altbekannten Kontrahenten als Tabellennachbarn wieder. Während die Schleizer in der Vorwoche eine 0:2-Derbyführung in Neustadt noch hergeben und sich am Ende doch nur mit einem Zähler begnügen mussten, lesen sich nicht nur der 3:1-Auswärtssieg in der Vorwoche am Geraer Steg, sondern auch die sonstigen Ergebnisse der bisherigen Preußen-Saison gar nicht verkehrt: Nach den Auftaktpleiten gegen Aufsteiger Borsch und den FSV Ohratal im Elfmeterschießen (Pokal) siegte die Wirth-Elf gegen Westvororte, Saalfeld, Wacker und eben die Wismut. Immerhin einen Punkt setzte es bei den 2:2 gegen Weida und Fahner Höhe, gegen die beiden Topteams aus Arnstadt und dem Eichsfeld knappe Niederlagen mit einem Tor Unterschied.
Mit Leon Schleip – im Sommer vom SC 1918 Großengottern verpflichtet – wissen die Preußen zudem einen echten Knipser in ihren Reihen, der mit sieben Treffer auf Platz drei der Top-Torjäger-Liste liegt. Eine Bude dahinter lauert Albert Pohl.
Was ist nun also mit dem Wellington-Zitat? Nun ja, kommen dürfen die Preußen natürlich gern – seid willkommen am Schleizer Fasanengarten – siegen aber nicht! Gewinnen die Hausherren, könnten sie nämlich sogar am ewigen Konkurrenten vorbeiziehen.
Und dann wäre da ja auch noch die Nacht. Statt düsterem Kick wünschen wir uns nämlich eher orange-goldene Laubpracht an den Bäumen und eine strahlende Herbstsonne, die es den sicherlich wieder zahlreichen Zuschauer erlaubt, diese Thüringenligapartie am zehnten Spieltag noch einmal so richtig zu genießen!
1815 kam die preußische Verstärkung schließlich am späten Nachmittag und brachte auch den endgültigen Sieg über Napoleon. Doch nun ist Fußballzeit. Lasst mich also bitte eine Autor-Version der Einstiegsworte formulieren:
"Ich wollte es wäre ein herrlicher herbstlicher Samstagnachmittag, an dem die Preußen kommen – und zumindest nicht siegen!"
Bis morgen, Sportfreunde!


Quelle:Leif Broßmann (Text) | Alexander Hebenstreit (Foto) | Alexander Stich (Grafik)