Vom Geraer Steg ins Geratal: Wie sich der FSV Schleiz auswärts schlägt
Leif Broßmann, 03.10.2025
Am vergangenen Wochenende holte die Thüringenligamannschaft des FSV Schleiz die Punkte vier, fünf und sechs dieser Saison – mit einem dominanten Auftritt und schließlich einem 1:3-Erfolg beim Oberliga-Absteiger BSG Wismut Gera (zu den Spieldaten).
Der war vor der Partie so nicht unbedingt zu erwarten: Die Hausherren, von ihren Fans im heimischen Stadion am Steg lautstark unterstützt, gingen mit der Empfehlung eines 2:7 beim Landesklässler Sonneberg (Pokal), eines Unentschiedens gegen den Ligaprimus aus dem Eichsfeld und eines Auswärtssieges im Geratal in der Vorwoche (2:3) in das Spiel. Auf der anderen Seite wurde bei den wieder in Schwarz und Gelb gekleideten Gästen in den letzten Partien eine Abschlussschwäche sondergleichen erkennbar. Die kostete nicht nur gegen den 1. FC Eichsfeld, sondern auch gegen Arnstadt und Saalfeld wichtige Punkte und sollte in diesem Spiel unbedingt abgelegt werden; endlich wollte man sich für starke Leistungen auch kaltschnäuzig belohnen. Das gelang – trotz des zufriedenstellenden und völlig verdienten Ergebnisses – nur bedingt.
Denn allein in Durchgang eins konnten die Rennstädter mehrere Abschlüsse aus aussichtsreichen Positionen verbuchen: Eichelkraut und zweimal Pohl konnten diese aber nicht verwerten, kurz vor der Pause scheiterte Langer an Wismut-Schlussmann Meißner, der Routinier Haase vertrat. Mit einem 0:0 ging es in die Pause.
In dieser nahmen beide Trainer je eine personelle Veränderung vor: Sovago kam bei den Gästen, während Mendes den quirligen Ovsiannikov ersetzte. Der Gästejoker stach direkt, als die Schleizer im Aufbau unkonzentriert den Ball verloren und Rückkehrer Heuschkel zwar noch den Pfosten traf, Sovago im Nachsetzen aber aus dem Nichts die Führung besorgte (55.). Schleiz antwortete in Person Mendes' umgehend mit einem Treffer eines Einwechselspielers, der ebenfalls im Nachsetzen traf (60.).
Dies könnte der Schlüssel für den Auswärtserfolg gewesen sein: Hätten die Schleizer den Spielstand nicht so schnell egalisiert, wäre es gegen die Elf, die im Grunde zwei Jahre zuvor den Aufstieg geschafft hatte, sehr schwer geworden. Doch so konnten die Gäste durch Hoyer, der ohne große Gegenwehr einen Langer-Eckball einköpfte, sogar in Führung gehen (65.).
Eine Kann-rote-Karte für BSG-Akteur Grabs nach Foulspiel (70.) ließ das Schleuzer Momentum wachsen. Nach uneigennützigem Querpass von Kapitän Pohl – der diesmal im Gegensatz zu einem wiegeren Riesen früh im zweiten Durchgang ankam – machte Mendes den Joker-Doppelpack perfekt und stellte auf den 1:3-Endstand.
Statement Roger Fritzschs
Die drei Punkte sind wichtig, alles andere, was wir uns vorgenommen haben, konnten wir nicht umsetzen. Wir wollten endlich unsere Chancen nutzen und wir wollten keine einfachen Gegentreffer zulassen. Bis zum 1:0 lassen wir nichts zu und nutzen bis dahin wieder vier Großchancen NICHT! Den Gegentreffer legen wir der Wismut völlig unbedrängt direkt in den Fuß! Großartige Reaktion der Jungs nach dem Rückstand, dennoch passen Aufwand und Leistung nicht zum Ergebnis. Diese Spielverläufe sind uns diese Saison bereits dreimal zum Verhängnis geworden und man ist teilweise sprachlos, was wir aus besten Torchancen machen. Auch wenn wir sehr glücklich über die drei Punkte sind, müssen wir jetzt dringend gewisse Dinge ändern bzw. in Einklang bringen!
Thüringenliga, 7. Spieltag
SpVgg Geratal – FSV Schleiz
Samstag, 4. Oktober | 15:00 Uhr
Saveway-Arena (Geraberg)
Dazu bietet sich am morgigen Samstag die erste Chance. Während es für die Schleizer am vergangenen Wochenende in der Stadt Gera um Punkte ging, geht es nun zu einem Verein, der nach dem Fluß Gera benannt ist: Am ersten Oktoberspieltag der Saison 2025/2026 ist der FSV bei der Spielvereinigung Geratal zu Gast.
Die steht mit einem Zähler weniger als der die Rennstädter da und holte ihre Punkte an den ersten beiden Spieltagen gegen Nordhausen (1:1) und Bad Frankenhausen (1:2) sowie letztes Wochenende beim 1:1 in den Geraer Westvororten.Beide waren also nicht nur in ehemals Otto-Dix-Stadt zu Gast und haben in etwa gleich viele Punkte geholt, sie hatten im Laufe des Sommers auch zahlreiche Neuzugänge zu integrieren. Bei der Spielvereinigung gab es dabei einen echten Umbruch: Elf Neue sollen zehn Abgänge, darunter viele wichtige Stammspieler ersetzen.
Für die Schleizer spricht neben der Form auch die Statistik: Dank der zwei Erfolge bei Wacker und der Wismut ist der FSV aktuell das viertbeste Auswärtsteam der Liga, währen die Spielvereinigung Geratal mit einem Zähler den vorletzten Platz der Heimtabelle einnimmt. Aber wie das mit Statistiken eben immer so ist: Einerseits haben die beiden Tabellen nach höchstens je drei Heim- und Auswärtsspieltagen pro Team herzlich wenig Aussagekraft und zweitens zählen Statistiken nach Mark Twain zu einer der drei Arten von Lügen.
Also sind die Schwarz-Gelben wohl am besten beraten, sich nicht auf Tendenzen zu verlassen, sondern alles auf dem Platz zu lassen, was sie zugunsten eines weiteren Auswärtssieges in die Waagschale werfen können: Leidenschaft, Mut zum Spiel, Vertrauen in den Nebenmann, Sprache, Coolness und den Willen, den Auswärtsfans wieder drei Punkte zu schenken!
Quelle:Leif Broßmann (Text) | Alexander Stich (Foto)