Ein letzter Tanz: Kapitän Mirko Horn blickt auf sein letztes Pflichtspiel
Leif Broßmann, 14.06.2024
Die anstehende Partie der ersten Mannschaft des FSV Schleiz ist keine, wie jede andere: Im letzten Spiel der Saison möchte sie noch einmal alles geben und sich mit dem bestmöglichen Tabellenplatz belohnen. Damit redet sie gleichzeitig auch ein Wörtchen in der Aufstiegsfrage mit, da Wismut Gera am Fasanengarten gastiert (zur Analyse der Tabellenkonstellation). Saisonfinals sind aber auch immer die Zeitpunkte der Abschiede. Und besonders eine Person – absolute Identifikationsfigur und Sinnbild für konstant starke Leistungen, auch im fortgeschrittenen Alter – wird am Samstag im Mittelpunkt stehen.
Mirko Horn hängt seine Fußballschuhe an den berühmten Nagel und wird seine Mannschaft am Samstag ein allerletztes Mal als Kapitän aufs Feld führen. Zu diesem Anlass haben wir uns mit unserer Nummer 18 über das vergangene Spiel, die (bisherige) Thüringenligasaison 2023/24, das anstehende Saisonfinale und seine ganz persönliche Gefühlslage unterhalten.
Lieber Mirko, starten wir zunächst mit einem Rückblick! Vergangene Woche kamen wir in Heilbad Heiligenstadt nicht über ein Unentschieden hinaus, was uns eine gute Ausgangslage verbaut hat (zum Spielbericht). Wie hast du die Partie gesehen?
Es war ein Spiel, das hin und her ging, in dem wir auch Glück hatten. Als Heiligenstadt uns dominiert hatte, brachte uns der gehaltene Elfmeter zurück in die Partie. Das hat uns wieder stark gemacht. Wir hatten dann einige sehr, sehr gute Chancen. Die müssen wir da halt auch nutzen. Unter dem Strich war das 1:1 verdient und gerecht. Wir hätten aber natürlich gern drei Punkte mitgenommen – die waren auch drin und hätten uns tabellarisch nun besser dastehen lassen.
So startet der FSV Schleiz nun vom sechsten Tabellenplatz aus in den letzten Spieltag und benötigt neben einem eigenen Sieg auch eine gewisse Schützenhilfe, um das nun noch mögliche Maximum – Platz vier – zu erreichen (zur Tabelle). Wie lief die Spielzeit aus deinen Augen bisher?
Die Saison war durchwachsen, letztlich aber doch ganz gut. Einen einstelligen Tabellenplatz haben wir inne. Aufgrund von Verletzungen mussten wir von Beginn an immer wieder auf wichtige Spieler verzichten. Trotzdem erfolgreich zu sein, war da natürlich schwierig. Ärgerlich ist, dass wir in den mit Blick auf die Tabelle vermeintlich einfachen Spielen leichtfertig Punkte hergeschenkt haben. Da gab es Partien, wie etwa die Heimspiele gegen Schweina-Gumpelstadt oder Heiligenstadt, in denen wir klar die bessere Mannschaft waren, unsere Chancen aber einfach nicht genutzt haben. Gerade in den ersten 20 Minuten hätten wir so oft in Führung gehen und die Weichen früh auf Sieg stellen können. Wegen so manchen unnötigen Gegentors und Leichtfertigkeiten haben wir die Spiele letztlich sogar noch verloren. Hätten wir diese Punkte alle mitgenommen, hätten wir fast so viele Punkte wie Gera gehabt und oben mitgespielt. Das ist relativ schade, letztlich bin ich aber einfach stolz auf die Mannschaft, die – obwohl unentgeltlich – stets einen hohen Aufwand betrieben und immer Gas gegeben hat. Davor kann ich nur den Hut ziehen. Im Großen und Ganzen war es trotz der erwähnten Punktverluste aber wirklich in Ordnung.
Am Samstag kommt nun eine Spitzenmannschaft der Liga an den Fasanengarten: Wismut Gera will seine Oberliga-Ambitionen durch einen Auswärtssieg vergolden.
Wir freuen uns natürlich, dass wir zum Saisonende noch einmal ein so wichtiges Spiel haben, in dem wir auch nochmal punkten und u. a. den vierten Tabellenplatz – wenn auch mit Schützenhilfe – erreichen wollen. Wir wollen die drei Punkte bei uns am Fasanengarten lassen. Da es für Wismut Gera noch um den Aufstieg geht, werden sicherlich auch viele Zuschauer kommen. Darauf, bei meiner letzten Partie noch einmal vor einer großen Kulisse spielen zu können, freue ich mich sehr. Schön ist natürlich auch, dass wir noch einen Einfluss darauf nehmen können, wer das Aufstiegsrennen am Ende macht. Und, wie gesagt, ich hoffe auf ein schönes letztes Spiel, das wir hoffentlich erfolgreich bestreiten zu können.
Gesellt sich zu der Freude über ein so interessantes letztes Spiel auch ein wenig Wehmut angesichts des anstehenden Abschieds?
Selbstverständlich ist da Wehmut dabei. Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits kann ich mich bald auf meine Familie konzentrieren und mit ihr die Zeit genießen. Ich werde ihr die Wochenenden widmen können und sicherlich weniger Stress haben. Gerade weint mein Auge aber tendenziell. Am Samstag werde ich zum letzten Mal meine Tasche packen und dann nochmal ein richtig geiles Spiel machen. Ich werde die Truppe und das ganze Drumherum vermissen, auch die Trainings, die ich sicherlich ab und zu nutzen werde, um mich fitzuhalten, das ist klar. 2015 kam ich zu meinem Heimatverein zurück. Das war eine gute Entscheidung, weil ich noch einmal richtig geile Jahre hier hatte, wir zweimal aufgestiegen sind und sogar in den Playoffs zur Oberliga gespielt haben. Es war eine richtig geile Zeit. Vor allem dem Trainer möchte ich da danken. Er hat mich immer unterstützt und motiviert, wieder und wieder die richtigen Worte gefunden, damit ich mich da durchquäle und immer wieder Leistung abrufe. Auch die ganze Truppe hat mich immer mitgerissen und unterstützt. Der ganze Verein ist einfach eine kleine Familie geworden. Was ich für diese Zeit empfinde, kann man in Worten gar nicht wiedergeben. Ich danke allen, die immer hinter mir standen und werde alles vermissen, insbesondere die geilen Partys! Aber irgendwann ist auch Schluss. Ich denke, es ist ein guter Zeitpunkt, freue mich darauf am Samstag vor einer schönen Kulisse zu spielen und noch einmal mit meiner Tochter einzulaufen. Da werde ich alles Revue passieren lassen und einfach nochmal ein geiles Spiel machen. Der Rest ergibt sich am Samstag. Einfach danke an alle!
Und wir sollten Mirko danken! Kommt deshalb alle am morgigen Samstag, dem 15. Juni, um 15:00 Uhr an den Schleizer Fasanengarten! Tragt die schwarz-gelben Farben unsere Vereins und lasst Mirko Horn und seine Mannschaft damit spüren, dass sie unser aller Unterstützung haben.
ALLE IN SCHWARZ UND/ODER GELB
Quelle:Leif Broßmann (Interview) | Alexander Hebenstreit (Foto)