Zurück beim FSV Schleiz: Torjäger Albert Pohl im Interview

Alexander Hebenstreit, 30.06.2020

Zurück beim FSV Schleiz: Torjäger Albert Pohl im Interview

Einmal in Fahrt ist Albert Pohl nur schwer zu stoppen, wie der Rückkehrer zum FSV Schleiz bereits unzählige Male bewies. Das Foto zeigt ihn bei seinem bis dato vorletzten Auftritt am Fasanengarten, als er zwei Treffer zum 5:0-Sieg über den SV 09 Arnstadt beisteuerte.

 

Die Gerüchteküche brodelte in den vergangenen Wechselperioden zwar immer wieder und verkündete eine bevorstehende Rückkehr von Torjäger Albert Pohl, doch Realität sollte daraus nicht werden – jedenfalls bisher. Nun ist es aber soweit und die Anhänger des FSV Schleiz dürfen das um drei Jahre bei der SpVgg Selbitz gereifte Eigengewächs zurück begrüßen. Im Interview spricht er über die Beweggründe des Wechsels an die alte Wirkungsstätte, seine Wahrnehmung der fußballfreien Zeit und die Frage, ob Thomas Liebold oder Hannes Kühnel mehr unter seiner Rückkehr zu leiden hat.

 

Willkommen zurück beim FSV, Albert. Gerüchte von deiner Rückkehr nach Schleiz geisterten in nahezu jeder Wechselperiode im Vereinsumfeld umher, jetzt ist es tatsächlich passiert. Was hat dich dazu bewegt, künftig wieder das schwarz-gelbe Trikot zu tragen?

Dankeschön. Ich hoffe ich kann mich demnächst persönlich neben dem Spielfeld bei dem einen oder anderen Anhänger des FSV zurückzumelden. Die Idee wieder schwarz-gelb zu tragen geistert schon seit längerem in meinem Kopf. Nun ergaben sich dazu beruflich einige neue Umstände, welche mich in Zukunft verstärkt am Arbeitsplatz binden.

Unter diesen Voraussetzungen sind mir 100 Kilometer Fahrt zu jedem Training (hin und zurück) eindeutig zu viel, zumal in Selbitz in einer vergleichbaren Liga gespielt wird. Ich hatte bei der SpVgg Selbitz drei schöne und prägende Jahre, für die ich sehr dankbar bin. Aber jetzt war es einfach Zeit, den Weg zurück zum FSV zu gehen.

 

Es ist eine für jeden Fußballer ungewöhnliche Zeit, in der du zurückkehrst. Wie nimmst du persönlich die Zwangspause vom Fußball wahr?

Fußballerisch kam mir die Unterbrechung durch die Pandemie anfangs sogar gelegen. Ich hatte mir im letzten Spiel vor dem Lockdown eine Verletzung am Köchel zugezogen, welche mich sowieso ein bis zwei Monate außer Gefecht setzte. So konnte ich mich komplett und ohne Druck durch anstehende Punktspiele regenerieren. Wer mich kennt weiß, dass ich in solchen Fällen oft zu Ungunsten meines Körpers auf die Zähne beiße.

Die Zeit ohne Fußball nutzte ich um die neuen beruflichen Umstände einzuordnen, verbrachte viel Zeit auf Arbeit. Trotzdem empfand ich diese Zeit während der größten Beschränkungen als ruhig und weniger turbulent. Man wurde ja quasi dazu gezwungen mit den engsten Freunden ein Bierchen zu trinken. (lacht)

 

So langsam geht die Pause zu Ende. Es wird wieder trainiert und zumindest Freundschaftsspiele sind erlaubt. In Thüringen soll die Saison – wie auch in Bayern – wohl fortgesetzt und ins Jahr 2021 verlängert werden. Aus deiner Sicht die richtige Entscheidung oder wäre dir ein Neustart – sprich Abbruch der alten Spielzeit – zu deinem Neubeginn in Schleiz lieber?

Momentan freue ich mich erstmal darüber, endlich wieder in ein Spiel gehen zu dürfen. Eine eindeutige Aussage zu dem Vorgehen – Abbruch oder Fortsetzung – in diesem Sommer kann ich nicht treffen. Es fließen viele Faktoren bei vielen unterschiedlichen Situationen in den Vereinen ein. Deshalb sollte der Mehrheitsbeschuss gelten, so hart das auch für den einen oder anderen ist.

Persönlich reizt mich die aktuelle Tabellenkonstellation in der Landesklasse. Das wären schon ganz schöne Kracher, die da am Fasanengarten noch auf dem Terminplan stehen. Sollte es trotz der eigentlich beschlossenen Fortführung zu einem Abbruch kommen, wäre dies aber wohl der bessere Neustart für mich in Schleiz.

 

Bis zu deinem Wechsel nach Selbitz brachtest du es als sehr junger Stürmer auf beachtliche 67 Tore in 60 Spielen für die Schleizer Erste. Die FSV-Anhänger lernten dich als Angreifer kennen, der die gegnerischen Abwehrreihen vor allem durch sein enormes Tempo alt aussehen ließ. Wie hat sich dein Spiel in den vergangenen drei Jahren verändert?

Mir war und ist bewusst, dass mein Tempo wohl die größte Qualität ist, die ich mitbringe. In Selbitz wird aber ein anderer Fußball gespielt als in Schleiz, weshalb ich bei der SpVgg anfänglich nicht die Position des Mittelstürmers einnehmen durfte bzw. auch nicht die Fähigkeiten dazu hatte. Ich wurde auf die Außenbahn gestellt, um mein Tempo zu nutzen. Im Training und auch während der Spiele erarbeitete ich mir dann die technischen Voraussetzung, die Übersicht und die Ruhe am Ball, um auf meiner Lieblingsposition spielen zu können. Im letzten Jahr – auch das Spiel wurde ein bisschen mehr auf mich eingestellt – konnte ich dann das Erarbeitete auch richtig gut auf die Platte bringen.

Um auf die eigentliche Frage zu antworten: Ich denke ich bin durch die gewonnen Erfahrungen – vor allem in der Landesliga – fußballerisch gereift, weiß meine Stärken besser auszunutzen und konnte ein, zwei Schwächen abstellen.

 

Der FSV bekommt mit dir nicht nur einen anderen Spieler, als er noch vor drei Jahren verlor, auch dich erwartet eine andere Schleizer Mannschaft, als du sie damals verlassen hast. Wie hast du als Außenstehender und mehr oder weniger regelmäßiger Zuschauer die Entwicklung des Teams wahrgenommen?

Ich finde die Entwicklung – auch schon während meiner früheren Zugehörigkeit – des gesamten Vereins enorm positiv. Es passiert gerade viel am Fasanengarten, auf und neben dem Platz.

Rein fußballerisch sehe ich einen in der Breite enorm gewachsenen Kader. Immer mehr junge, hungrige Spieler werden an das Team herangeführt bzw. sind ein fester Bestandteil. Das zeigt, dass der eingeschlagene Weg des Vereins nun endgültig Früchte trägt.

Auch die Besetzung der Trainerposition hat sich während meiner Abwesenheit verändert. Ich habe zwar noch nie unter dem neuen Coach gespielt, aber die ersten Trainingseinheiten sowie das Engagement und das Vertrauen meiner alten und neuen Mannschaftskameraden in ihn suggerieren mir ein hohes Maß an Kompetenz. Zudem gefällt mir die Art wie in Schleiz jetzt Fußball gespielt wird, diese unterstützt die Stärken vieler Spieler. Der Blick in die Zukunft stimmt mich wirklich sehr optimistisch.

  

Wie lauten deine kurz- bzw. mittelfristigen sportlichen Ziele?

Durch die beschriebenen Entwicklungen im Team führt wohl kein Weg am Aufstieg in den nächsten Jahren vorbei. Für Schleiz sowie die dazugehörige Region wäre es eine enorm positive Geschichte. Die Voraussetzungen scheinen dafür gegeben. Der Kader gewinnt ständig an Qualität und Breite, viele Spieler sind heiß auf die Landesliga und die aktuelle Tabellensituation gibt auch Anlass zum Träumen. Zudem können in der höheren Spielklasse auch junge Spieler in den Reihen des FSV gehalten werden, die – auch wie ich einst – gern über die Landesklasse hinaus Erfahrungen sammeln wollen.

Persönlich möchte ich mich erst einmal wieder komplett ins Team integrieren. Danach lasse ich mal Raum für Spekulationen. Aber wer meine Zielsetzungen kennt, weiß wo ich am Ende einer Saison stehen will.

 

Bleibt nur noch eine entscheidende Frage: Vor deinem Weggang liefst du mit der Rückennummer 19 auf, die nun Hannes Kühnel gepachtet hat. Bei der 15, die du in Selbitz trugst, führt kein Weg an Thomas Liebold vorbei. Wer von beiden muss klein beigeben?

Hier sind wir noch in der Klärungsphase, aber das Trikot mit der Nummer 19 hat mir schon recht gut gepasst. (lacht)


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